Gastronomie & Hotellerie

Pier 40

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Die Andersmacher

Konsequent Kneipe


Das Pier 40 in Friedrichshafen ist eines dieser Lokale, wie es sie immer weniger gibt: mit urigem Ambiente, einem klaren Angebot und bunt gemischten Publikum. Seit 1996 geht dieses Konzept auf.

Einen „ Kultstatus“ genießen laut Wikipedia Phänomene, „die eine gewisse Qualität in einem speziellen Anhängerkreis gewinnen konnten“. Was dies im Fall einer Kneipe bedeutet, kann man an diesem Morgen um kurz nach 10 Uhr beobachten: Kaum hat das Pier 40 geöffnet, sind auch schon die ersten Gäste da. Und daran wird sich bis in die Nacht hinein nichts ändern. Denn das Lokal in der Altstadt von Friedrichshafen hält seine Tür lange auf – und dies seit langer Zeit: Seit 1996 besteht das Pier 40 schon. Und dass es seinen Charakter in all der Zeit treu geblieben ist, hat nicht wenig zum Kultstatus beigetragen.

Galionsfiguren und Nikotindunst

Das Konzept lautete damals wie heute: konsequent Kneipe. Hafenkneipe, genauer gesagt. Für die Ausstattung ist Wirt Silvio „Sille“ Klinger damals zwei Wochen lang auf Märkten in den Niederlande unterwegs gewesen, die handgeschnitzten Galionsfiguren wären heute wohl „unbezahlbar“, schätzt er. Die Zeit hat das maritime Ambiente eher noch uriger gemacht. Und der Nikotindunst der Raucher, der ebenfalls an alte Zeiten erinnert.

Auch das Angebot ist glasklar: Warme Küche bietet das Pier 40 nicht, dafür aber typische Getränke aus der Bodenseeregion: Meckatzer vom Fass, selbstgemachten Limes oder Most von der Seemost Kellerei Weishaupt. Und mögen sich Geschmäcker und Ausgehverhalten in all den Jahren immer wieder verändert haben: Das Konzept des Pier 40 findet immer Fans. Unter Touristen genauso wie bei Schichtarbeitern, unter Studenten, die sich über den halben Meter Schnaps für 17 € freuen genauso wie Junggesellengruppen, bei Messebesuchern genauso wie bei Menschen, die auf der Straße leben. Die alte Idee der Kneipe als Treffpunkt für unterschiedlichste Gruppen: Hier ist sie noch Realität, und dies bis zwei Uhr nachts, am Wochenende und vor Feiertagen auch bis um drei. „Die Mischung macht‘s“, sagt Silvio Klinger, der neben dem Pier 40 noch die Café Bar City in Tettnang betreibt.

Dafür, dass das Pier 40 in den sozialen Medien seinen Kultstatus pflegt, sorgt Ehefrau Laila, die für das Marketing und die Eventorganisation zuständig ist. Wobei ihre Hauptaufgabe inzwischen darin besteht, Personal zu finden. Kein Wunder: 14 Schichten müssen pro Woche besetzt werden, und die meisten, die hier arbeiten, wollen oder können nur eine Schicht übernehmen. Aber bislang hat man noch immer Mitarbeiter gefunden: mal ist es der Handballtrainer, der Spaß an einem Nebenjob hat, mal Studenten oder Auszubildende oder Menschen, die sich ihre Zeit frei einteilen können.

Bloß nichts Kompliziertes hinterm Tresen

Umso wichtiger ist es, dass hinter dem Tresen alles so unkompliziert wie möglich zu geht. „Lieber einfach und länger haltbar als Schnickschnack“ lautet die Devise – auch bei der Spültechnik. Wie alt ihre Maschine ist, wissen die Klingers selbst nicht. Sieben Jahre sind es mindestens, vielleicht auch zehn, aber Hauptsache, dass die Maschine auch im Dauerbetrieb läuft und läuft. Wobei: Wenn sie ihr Lebensende erreicht hat, freut sich Laila Klinger auf ein neues Modell, wieder aus dem Hause Ackermann, „weil da das Preis-Leistungsverhältnis einfach passt“. Im City steht schon eines dieser Exemplare.

„Lieber einfach und länger haltbar als Schnickschnack.“

Laila Klinger, Pier 40, Friedrichshafen

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