Gastronomie & Hotellerie

Biolandhof Kelly

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Die Andersmacher

Die Superkraft der Heimat


Per Zufall stieß Linda Kelly auf die Süßlupine, eine regionale Alternative zu Soja. Ein Fernsehbericht machte die Biobäuerin schlagartig bekannt. Heute stellt sie aus der Hülsenfrucht verschiedenste Produkte her – und hat noch viel vor.

„So fängt man an, gell?“ Linda Kelly steht im alten Bad ihrer Großmutter, hinter sich die türkisfarbenen Fliesen – und eine Ackermann U640. Wenn es eine Liste für die ungewöhnlichsten Aufstellorte einer gewerblichen Spülmaschine gäbe, dieser Ort stünde weit oben. „Aber die coolsten Stories fangen doch immer so an“, sagt Linda Kelly und lacht. Und cool ist ihre Story in jedem Fall.

Als Linda Kelly 2012 schwanger wurde, beschloss, sie ihren Bürojob in der Industrie aufzugeben und auf dem elterlichen Hof bei Herdwangen miteinzusteigen.

Kurz darauf las sie zufällig von einem heimischen Superfood, von dem sie zuvor nie gehört hatte: der Süßlupine, einer Hülsenfrucht.

Ihre Neugierde war geweckt, und weil die Eltern einige Jahre zuvor die Produktion auf „Bio“ umgestellt hatten, gab es Spielraum für Experimente auf dem Acker. 300 Kilogramm erntete man im ersten Jahr. Nicht viel, aber trotzdem: Was macht man damit? Kelly recherchierte und stieß zunächst auf Lupinenkaffee, eine koffeinfreie Alternative zum Bohnenkaffee. „Und außerdem: Wo gibt`s denn schon regionalen Kaffee?“

Ansturm nach WDR-Bericht

Vor einem Jahrzehnt steckte der Regional-Boom freilich noch in den Kinderschuhen, und so musste Linda Kelly anfangs Klinken putzen. Doch während sie mit immer neuen Produkten experimentierte, wurde das Fernsehen auf sie aufmerksam. Lange lehnte sie ab, 2020 war sie dann aber in der WDR-Reihe „Land und lecker – Kulinarische Schätze“ zu sehen. Und die Familie hatte alle Hände voll zu tun, den Ansturm zu bewältigen, der auf die Ausstrahlung folgte.

Wachstum um jeden Preis war nämlich schon damals nicht die Devise, und dabei ist bis heute geblieben. Gewiss, die Jahresproduktion liegt inzwischen bei über 10 Tonnen, und im „Lupinello-Shop“ auf dem Hof gibt es neben Lupinenkaffee auch Nudeln, Würze, Porridge, Gesichtsöle und Edelbrände. Auch online kann man bei Kellys einkaufen. Doch die Produktion geschieht noch in mühevoller Handarbeit und ist quer über den Hof verteilt. Der Umbau zu einer neuen, optimierten Produktion ist in vollem Gange, wird aber noch ein wenig dauern. „Wir wachsen organisch“, sagt Linda Kelly.

Auch der Kauf der U640 inklusive Teilentsalzungspatrone und Untergestell ist derzeit noch als Investition in die Zukunft zu verstehen. Und in den Faktor Heimat. Denn Linda Kelly ist überzeugt: „Wir sollten alles dafür tun, regionale Netzwerke und Wertschöpfungsketten zu bilden.“ Denn nachhaltiger geht es nicht. 

„Wir sollten alles dafür tun, regionale Wertschöpfungsketten zu bilden.“

Linda Kelly, Biolandwirtin, Herdwangen

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